Kreativtechniken: Kreative Ideenfindung mit System

  • Karrieretipps

17. September 2020

Auf der Suche nach einer innovativen Idee versuchen wir es oft erstmal mit einem Brainstorming oder einer Mindmap. Doch geht das nicht noch kreativer und systematischer? Mit diesen Kreativtechniken kannst du Denkblockaden überwinden und auf völlig neue Ideen kommen.

Walt-Disney-Methode  

Die Methode stammt vom Erfinder unserer Kindheitsgeschichten höchstpersönlich: Walt Disney. Oft treffen bei einer Ideenfindung im Team die Meinungen unterschiedlicher Charaktere zusammen, die sich manchmal schwer unter einen Hut bringen lassen. Genau hier setzt die Walt-Disney-Methode an. Ziel ist es, ein Problem aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Die Methode kann entweder allein als Gedankenspiel oder im Team durchgeführt werden. Ist eine genaue Fragestellung, ein Problem oder ein Ziel definiert, kann es schon losgehen. Dann wird diese Ausgangslage aus drei unterschiedlichen Sichtweisen beleuchtet:

  • Der Träumer: Diese Rolle kennt keine Grenzen, keine Risiken und keine Probleme. Er geht davon aus, dass alles möglich ist und kann seine volle Fantasie einbringen.
  • Der Realist: Er nähert sich Themen aus einer praktischen Sicht und fokussiert sich darauf, wie Ideen konkret umgesetzt werden können. Diese Rolle ist neutral, also weder überschwänglich positiv noch extrem kritisch.
  • Der Kritiker: Er bringt den Träumer mit seiner Kritik zur Verzweiflung. Der Kritiker analysiert Probleme oder Widersprüche.

Wichtig ist, dass jeder in seiner Rolle bleibt und nur von diesem Standpunkt aus argumentiert, was je nach Persönlichkeitsstruktur manchmal gar nicht so leicht ist. Aber probiere es doch einfach mal selbst aus. Die Methode eignet sich auch für banale Alltagsfragen. Frag dich doch mal, wie du deine Zeit am Wochenende verbringen möchten – träumerisch, realistisch und kritisch.

6-3-5-Methode  

Aus dem Namen der 6-3-5-Methode leitet sich schon das wesentliche Vorgehen ab: Sechs Teilnehmer sammeln auf jeweils einem Blatt drei Ideen und geben ihre Blätter fünfmal weiter. Die bestehenden Ideen werden jeweils aufgegriffen und weiterentwickelt. Diese Methode eignet sich vor allem für den Anfang der Ideenfindung, denn in kürzester Zeit entstehen so bestenfalls 108 Ideen. Konkret wird wie folgt vorgegangen:

  • Alle Teilnehmer bereiten jeweils auf einem Blatt eine Tabelle mit drei Spalten und sechs Zeilen vor, sodass 18 Kästchen vorhanden sind.
  • Ein Moderator führt in das Ausgangsproblem ein und übernimmt die Zeitmessung pro Runde (z. B. fünf Minuten).
  • In der ersten Runde füllt jeder Teilnehmer die oberste freie Zeile seines Blattes mit seinen Ideen aus.
  • Die Blätter werden in fünf weiteren Runden jeweils weitergegeben. Jedes Mal wird jeweils die oberste freie Spalte mit drei Ideen befüllt, welche die Impulse der Vorgänger aufgreifen oder weiterentwickeln.
  • Abschließend können alle gemeinsam die Ideen diskutieren, analysieren und bewerten.

Flip-Flop: Problem umkehren  

Bei der Flip-Flop-Methode stellst du die Welt auf den Kopf. Hier wird das genaue Gegenteil der ursprünglichen Fragestellung betrachtet, um auf verblüffende Art und Weise auf neue Ideen zu kommen. Hier ein Beispiel:
Ein Gruppe Lehrer möchte den Unterricht an der Schule für die Schüler praxisnaher und interaktiver gestalten. Dafür betrachten sie das Gegenteil: Wie kann der Unterricht noch theoretischer und eintöniger gestaltet werden?
Anschließend sammelst du in der Gruppe alle Ideen und Lösungsansätze zur umgekehrten Fragestellung. Wurden genug Ideen gesammelt, erfolgt die Auswertung und Analyse der Ergebnisse. Hier werden alle negativ betrachteten Ideen wieder umgekehrt, um für das konkrete Problem positive Lösungsansätze zu generieren. Für die Beispielfrage könnten folgende Ideen gesammelt werden:

Negative Ideen Positive Ideen
Die Tafel als Hauptmedium im Unterricht Einsatz von Medien wie Tablets im Unterricht, an denen Schüler einzeln und gemeinsam lernen können
Hausaufgaben aus dem Lehrbuch Die Schüler können sich mögliche Aufgaben selber ausdenken uns stellen diese Ihren Mitschülern vor
Betrachtung des Lehrinhalts in Sach- und Fachbüchern Experimente und praktische Auseinandersetzung mit Lehrinhalten
Der Lehrer vermittelt wichtigen Lehrstoff Expertentage, bei denen externe Gäste referieren
Negative Ideen Positive Ideen
Die Tafel als Hauptmedium im Unterricht Einsatz von Medien wie Tablets im Unterricht, an denen Schüler einzeln und gemeinsam lernen können
Hausaufgaben aus dem Lehrbuch Die Schüler können sich mögliche Aufgaben selber ausdenken uns stellen diese Ihren Mitschülern vor
Betrachtung des Lehrinhalts in Sach- und Fachbüchern Experimente und praktische Auseinandersetzung mit Lehrinhalten
Der Lehrer vermittelt wichtigen Lehrstoff Expertentage, bei denen externe Gäste referieren

Alphabetische Technik  

Die alphabetische Technik ist recht simpel und schnell erklärt: Du notierst die Buchstaben des Alphabets von A bis Z und ordnest jedem Buchstaben ein Wort mit jeweiligen Anfangsbuchstaben zu, das mit deiner Fragestellung oder groben Idee im Zusammenhang steht. Einfach und schnell lässt sich so neuer Input generieren.

Kuchen-Methode  

Die Kuchen-Methode liefert das optimale Rezept für innovative Ideen und unterstützt, Lösungen für Probleme zu entwickeln. Mit vier Schritten hilft sie gerade dann, wenn man an einer Stelle nicht weiterkommt.

  • Alle Zutaten zusammentragen: Sammele auf einem Zettel oder Flipchart alles zu deinem Thema: Grobe Gedanken, Informationen, Problemstellungen, Rahmenbedingungen, Meinungen von anderen – einfach alles.
  • Die Zutaten zu einem Teig vermengen: Verbinde die zusammenhängenden Informationen mit Pfeilen, Linien oder Symbolen. Markiere Wichtiges, streiche Überflüssiges und ergänze Fehlendes. Wichtig ist, nicht zu verkopft vorzugehen. Am Ende entsteht hier dein „Gedankenteig“.
  • Der Teig muss ruhen: Lass deine bearbeiteten Notizen ruhen. Beschäftige dich mit anderen schönen Dingen, die dich auf andere Gedanken bringen – mach doch zum Beispiel einen ausgiebigen Sparziergang oder Sport.
  • Die „Hefe“ lässt den Teig aufgehen: Dein Unterbewusstsein bleibt in dieser Zeit trotzdem aktiv und beschäftigt sich mit den aufgeschriebenen Informationen. Meist kommt dann recht plötzlich eine unerwartete Idee oder eine mögliche Lösung, mit der du weiterarbeiten kannst.

Sechs Denkhüte von De Bono  

Wie bei der Walt-Disney-Methode treffen bei den sechs Denkhüten von De Bono verschiedene Blickwinkel aufeinander. Hier werden sechs Teilnehmer benötigt. Sie setzen sich in sechs Runden jeweils einen Hut auf und nehmen damit eine bestimmte Rolle ein. Während jeder Runde werden Ideen und Gedanken notiert. Nach der sechsten entsteht auf dieser Grundlage eine Diskussion und Bewertung der Ideen. Hier die verschiedenen Hüte und Blickwinkel im Überblick:

  • Weiß: Objektiv, analytisch und neutral. Für diesen Hut zählen Fakten, Zahlen und Daten. Vermeide dabei eine subjektive Meinung.
  • Rot: Subjektiv und emotional. Hier kannst du deine persönliche Meinung und deine Gefühle, ob negativ oder positiv, einbringen. Auch Widersprüche sind erlaubt.
  • Schwarz: Pessimistisch, risikoorientiert. Diese Rolle konzentriert sich auf Risiken und Einwände. Stelle objektive Argumente in den Fokus und betrachte die negativen Aspekte.
  • Gelb: Optimistisch, chancenorientiert. Im Gegensatz zum Kritiker betrachtest du die Dinge realistisch und optimistisch. Sammele die positiven Argumente und betrachte die Vorteile eines Themas.
  • Grün: Kreativ, wertefrei. Innovation, Neuheit und Assoziationen stehen im Fokus des grünen Hutes. Denke kreativ, produziere neue Ideen und denke in keinem Fall kritisch.
  • Blau: Strukturiert, ordentlich. Der blaue Hut sorgt für Ordnung und behält den Durch- und Überblick. Strukturiere deine Gedanken und Ideen, die im Team entstehen.

HOW-WOW-NOW-Matrix  

Mit der HOW-WOW-NOW-Matrix kannst du deine Ideen bewerten und aus einer Sammlung die vielversprechenden herausfiltern. Die entscheidenden Kriterien für die Bewertung sind Machbarkeit und Originalität. Aus diesen entsteht eine 2x2-Matrix, also vier Gruppen, in die du deine Ideen einordnen kannst:

Die Matrix schlüsselt sehr genau auf, welche Ideen du weiterverfolgen solltest und von welchen du dich trennen kannst. Besonders gut sind natürlich die Ideen mit dem „WOW“-Faktor. Aber auch die „HOW“ und „NOW“-Ideen haben ein gewisses Potenzial: 

Nr. Bewertungsgruppe Was beduetet das für meine Idee?
1 niedrige Machbarkeit, wenig Originalität Du kannst diese Idee verwerfen
2 hohe Machbarkeit, wenig Originalität NOW! Die kannst diese Idee sofort umsetzen
3 niedrige Machbarkeit, hohe Originalität HOW? Du kannst diese Idee weiterentwickeln und an der Umsetzbarkeit schrauben
4 hohe Machbarkeit, hohe Originalität WOW! Plane für diese Ideen die nächsten Umsetzungsschritte
Nr. Bewertungsgruppe Was bedeutet das für meine Idee?
1 niedrige Machbarkeit, wenig Originalität Du kannst diese Idee verwerfen
2 hohe Machbarkeit, wenig Originalität NOW! Die kannst diese Idee sofort umsetzen
3 niedrige Machbarkeit, hohe Originalität HOW? Du kannst diese Idee weiterentwickeln und an der Umsetzbarkeit schrauben
4 hohe Machbarkeit, hohe Originalität WOW! Plane für diese Ideen die nächsten Umsetzungsschritte

Relevanzbaumanalyse  

Diese Kreativtechnik gibt es schon seit den 1970er Jahren und seither hat sich sie bewährt: Die Relevanzbaumanalyse eignet sich vor allem dann, wenn komplexe Probleme und Fragestellungen behandelt werden. Diese werden dann ganz einfach auf kleine Einzelschritte runtergebrochen und verständlich gemacht. Eine Gruppengröße von vier Personen ist hier ideal. Wie genau der Relevanzbaum entsteht, siehst du anhand eines Beispiels im Video:

Die richtige Kreativtechnik finden  

Welche Methode am Ende die richtige für deine Ideenfindung ist, lässt sich schwer sagen. Sie unterscheiden sich alle, zum Beispiel was Zeitintensität, Aufwand oder Teamgröße betrifft. Teste doch einfach verschiedene aus und finde so deine perfekte Kreativtechnik!